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Wenn Frauen den Männern an den Kragen gehen

Einmal im Jahr ist das erlaubt, was sonst verboten ist. Traditionsgemäß schneiden Frauen den Männern an Weiberfastnacht ihre Krawatten ab.

Ein alter Brauch: Das Abschneiden der Krawatte

Dass Männern an Weiberfastnacht der Schlips abgeschnitten wird, hast historisch nichts mit einer symbolischen Kastration zu tun. Früher war die Krawatte ein Statussymbol für eine gehobene Stellung in Betrieben und Ämtern, die fast ausschließlich von Männern besetzt war. Durch das Abschneiden dieses Symbols sollte zumindest für einen Tag der Rangunterschied zwischen dem Chef und der Angestellten aufgehoben werden.

Der Ursprung dieser Tradition, bei denen Frauen auf die Rathäuser stürmen, liegt wahrscheinlich in Bonn Beuel.  Dort arbeiteten viele Frauen als Bleicherinnen und Wäscherinnen. Ihre Männer transportierten die Wäschen in die Städte und durften dort auch den Karneval feiern.

Im Jahr 1824 gründeten die Frauen daraufhin das Alte Beueler Damen-Kommitee. Sie beschlossen gemeinsam an diesem Tag sich nicht um die Wäsche, sondern um ihre Männer zu kümmern. Die Frauen versammelten und entschieden sich dafür, die Kontrolle über die Fastnachts-Feierlichkeiten zu übernehmen. Denn Weiberfastnacht war vielerorts bereits der Tag, an dem die Frauen das Recht bekamen, über die Männer zu herrschen. Etwa bereits seit den 50er Jahren stürmen die Frauen des Beueler Damen-Kommitees das Rathaus von Beuel.  Mit der Zeit breitete sich der Brauch, dass Frauen an Weiberfastnacht das Machtzentrum der Städte übernehmen und den Männern ihre Krawatten abschneiden, immer weiter aus.

Handelt man sich Ärger ein, wenn man sich dem Brauch anschließt?

Viele Frauen trauen sich nicht, einfach eine Krawatte durchzuschneiden, letztlich kommt es ja doch zu Sachbeschädigung. Aber bekommt man wirklich Ärger dafür? Im schlimmsten Fall ist das möglich. Es kommt natürlich immer darauf an, wie der Chef zu Karneval steht und in welcher Gegend man arbeitet. Kommt man als Rheinländer mit einer Krawatte ins Büro, willigt man quasi dazu ein. In anderen Gegenden sollte man etwas vorsichtiger sein. So wurde beispielsweise eine Frau in Essen für das Abschneiden einer Krawatte zu Schadensersatz verurteilt. Im Zweifelsfall sollte man den Krawattenträger einfach um Erlaubnis fragen, auch wenn der Witz dann etwas verloren geht…

 

Zum Schluss noch ein kleiner Tipp für die Männer. Wenn ihr nicht als Spaßverderber gelten wollt, kommt auch an diesem Tag mit Schlips zur Arbeit. Vor allem wenn ihr ungeliebte Krawatten loswerden wollt, ist Weiberfastnacht eine super Gelegenheit! Warum also mit einer alten Tradition brechen? Karneval ist schließlich nur einmal im Jahr.