Verzeihen heißt nicht „gut heißen“

Verzeihen ist die Voraussetzung für Versöhnen. Ohne diesen wichtigen Zwischenschritt kann eine Beziehung nach einem schlimmen Streit oder Vorfall nicht mehr wie gehabt fortgesetzt werden. Doch Verzeihen wird oftmals mit „gut heißen“ verwechselt, was auch der Grund ist, warum es vielen so schwer fällt. Aber wenn du verzeihst, heißt das nicht, dass du das Verhalten deines Partners akzeptierst. Du gestehst ihm/ihr damit ein, Fehler gemacht zu haben. Verzeihen solltest du deinem Partner auf jeden Fall. Denn egal ob ihr eure Beziehung fortsetzen könnt oder nicht, wenn du nicht verzeihst, schadest du über kurz oder lang auch dir selbst. Körper und Seele verfallen unter ständige Anspannung und es bleibt ein permanentes Misstrauen gegenüber neuen Partnern übrig. Verzeihen heißt letztendlich auch mit der Sache abzuschließen und sein inneres Gleichgewicht wieder zu finden.

Da das Verzeihen aber ein zweiseitiger Prozess ist, sollte man sich auch in die Position des „Täters“ und nicht nur in die des „Opfers“ hineinversetzen.

 

Die folgenden 4 Schritte zeigen dir, wie du am besten verzeihen kannst:

 

1. Zeit geben und Zeit lassen

Verzeihen fängt im Kopf an. Der Faktor Zeit spielt dabei eine äußerst wichtige Rolle. Nach der Beichte des „Täters“ sollte der also nicht davon ausgehen, dass der Partner sofort bereit ist, alles zu vergessen. Wie eine körperliche Verletzung brauchen auch die seelischen Wunden Zeit um zu heilen. Wobei das Sprichwort „Die Zeit heilt alle Wunden“ hier definitiv fehl am Platz ist. Viele Einschnitte gehen zu tief um sie je wieder ganz vergessen zu können. Die Zeit, die sich das „Opfer“ hierbei nimmt, sollte vor allem der Erkenntnis und dem Verstehen dienen. Du solltest als Opfer also die Verletzungen deiner Seele wahrnehmen und spüren. Nur durch das bewusste Nachdenken darüber kannst du dich am Ende erholen und deinen Partner vielleicht sogar versuchen zu verstehen. Völlig fehl am Platz sind hier eigene Schuldzuweisungen. Man muss dem Partner einräumen, einen Fehler gemacht zu haben. Die Rückschlüsse auf die eigene Person führen eher zum Verlust des Selbstbewusstseins und sorgen dafür, dass du dich noch schlechter fühlst.

 

2. Gegenseitiges Hineinversetzen

Bist du als Opfer schließlich soweit um mit deinem Partner zu sprechen, solltest du klar formulieren, was genau dir wehgetan hat. Wichtig, wenn auch nicht leicht zu realisieren, ist dir selbst auch den eigenen Anteil an dem Problem einzugestehen. In einem offenen Gespräch kannst du deinem Partner alles darlegen, was du fühlst und wie die Situation für dich gewesen ist. Der Täter sollte dabei vor allem eines: Zuhören. Nur dadurch kann er versuchen den Schmerz seines Partners nachzuvollziehen und zu verstehen, was genau für ihn schlimm war. No-Go dabei: als Täter bloß nicht in Rechtfertigungen verfallen! Du hast deinen Partner verletzt und jetzt ist es an dir zu bereuen, damit eure Beziehung noch eine Chance hat.

 

3. Um Verzeihung bitten und Verzeihung annehmen

Dieser Schritt ist der Schwerste. Um bis dahin zu gelangen musst du dich lange mit dem Schmerz auseinander gesetzt haben. Am Ende solltest du jedoch zu einem Resultat kommen. Egal ob die Beziehung nun weitergeführt oder beendet wurde, der letzte Schritt ist vor allem für dich wichtig um wieder nach vorne schauen zu können. Es ist ein aktiver Willensakt, der viel Kraft erfordert. Unterstützend kann sich der Täter in den Prozess einbringen, indem er seine Tat einsieht und aufrichtig bereut. Dazu gehört auch, das nicht still für sich selbst zu tun, sondern verbal zu äußern: „Das tut mir Leid.“. Hinderlich kann in diesem Fall ein Opfer sein, das es sich in seiner Opferrolle bequem macht. Die Position des Geschädigten verleiht schließlich auch Macht. Wenn man nicht mit der Sache abschließt und dem anderen auch nach der letzten Aussprache immer wieder Vorwürfe macht, kann es gut sein, dass das Opfer so sein instabiles Selbstwertgefühl aufrechterhält. Verzeihen kann in diesem Fall sogar dazu führen, dass die Persönlichkeit regelrecht destabilisiert wird. Als Opfer solltest du dich also nicht innerlich in deiner Opferrolle einrichten und so riskieren, dass du nie ganz sagen kannst „Jetzt ist es gut.“. Das quält dich am Ende genauso wie deinen Partner, der dir nichts mehr Recht machen kann. Gegen eine gewisse Zeit, in der du noch „böse“ auf deinen Partner bist, ist nichts einzuwenden. Allerdings sollte irgendwann auch dabei der Endpunkt erreicht sein, damit ihr zum nächsten Schritt übergehen könnt.

 

4. Wiedergutmachung

Wenn ihr es bis dahin geschafft habt, dann habt ihr gute Chancen eure Beziehung weiter zu führen. Ihr könnt jetzt einen symbolischen Ausgleich vereinbaren, mit dem ihr das vergangene Kapitel eurer Beziehung begrabt. So eine Wiedergutmachung kann verschieden ausfallen. Wie wäre es zum Beispiel mit einer lieben Geste, wie einmal in der Woche einen romantischen Abend, der nur euch beiden gehört, zu verbringen. Auch möglich ist ein eher pragmatischer Austausch: der Täter könnte zum Beispiel in Zukunft den Abwasch oder den Wohnungsputz übernehmen. Es gibt noch viele andere Möglichkeiten wie man sich einigen kann. Das sollte jedoch auch nicht ausgenutzt werden. Klare Absprachen vermeiden, dass aus dieser Situation ein neuer Konflikt entsteht. Die Wiedergutmachung soll das Verzeihen schließlich erleichtern und dafür sorgen, dass ihr euch bald wieder versöhnen könnt. Wichtig dabei: Verzeihen heißt nicht vergessen! Das Geschehene bleibt im Gedächtnis, aber man schließt damit ab. Wenn dein Partner sich wieder „vertut“, solltest du klare Konsequenzen ziehen.

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In welcher Situation fiel es dir besonders schwer zu verzeihen? Würdest du sagen, dass du mit der Situation abgeschlossen hast?