Streit kommt in jeder Beziehung mal vor. Auch in der Ehe kann es schon mal krachen und auch ein Streit vor den Kindern bleibt da nicht immer aus. Während die einen das für ein absolutes No-Go halten, glauben andere Stimmen an den lehrreichen Aspekt für die Kinder.

Tatsächlich kann ein Streit vor den Kindern für diese sehr verstörend sein. Es stellen sich Ängste ein, die Kinder beschäftigen und nicht mehr so leicht loslassen. Durch einen fairen Streit können Kinder andererseits aber auch lernen. Kann man den Streit vor den Kindern wirklich so steuern, dass die sensiblen Kinder nicht unnötig belastet werden?

Streit ist nicht gleich Streit

Streit ist nicht gleich Streit. Und nicht alles sollte als Streit vor den Kindern ausgetragen werden. Nicht jeder Streit ist gleich und ebenso wenig ist jeder Streit für Kinderohren bestimmt. Gerade wenn es um Themen geht, die die gesamte Partnerschaft betreffen und in eine Grundsatzdiskussion à la „Er/Sie hat Unrecht, ich habe Recht“ ausartet, kann der Streit vor den Kindern Ausmaße annehmen, die man dem zarten Kindergemüt lieber ersparen sollte. Schimpfworte und böse Schuldzuweisungen sind nicht für Kinderohren bestimmt, denn dadurch sieht ein Kind die heile Welt, in der es lebt, bedroht. Kinder nehmen auch Beschimpfungen, Schreien und Türenknallen schon als gewalttätig wahr und entwickeln daraus Angst. Außerdem suchen Kinder die Schuld schnell bei sich. Eine belastende Situation also.

Geht es dagegen beispielsweise um Aufgaben im Alltag kann ein Streit vor Kindern ihnen auch eine lehrreiche Grundlage sein - sofern er nicht eskaliert und eher das Ausmaß einer Debatte behält, denn dadurch kann Kindern Kompromissbereitschaft und Konfliktbewältigung vermittelt werden. Auch eine vernünftige Streitkultur will schließlich gelernt sein. So lernen Kinder auch, dass man seine Interessen nicht immer zurückstellen muss und man Gefühle äußern sollte.

Vertragen nicht vergessen!

Im Idealfall folgt auf den Streit vor den Kindern eine Vertrauensgeste zwischen den Eltern. Eine Umarmung, ein Kuss, ein paar nette Worte. So wird den Kindern vermittelt, dass es zu einem Streit auch dazu gehört, sich wieder zu vertragen und dass sich die Eltern nach wie vor gerne haben.  

„Der Streit hat nichts mit dir zu tun“

Gerade weil Kinder sich schnell für einen Streit der Eltern die Schuld zuschreiben, sollten Eltern bei einem Streit vor den Kindern klar machen, dass diese Auseinandersetzung nichts mit ihnen zu tun hat. Außerdem sollten die Kinder nicht in die Diskussion einbezogen werden. Sie sollen nicht als Schiedsrichter fungieren, zu Kommentaren und zu einem „Auf die Seite stellen“ animiert werden.

Souverän bleiben

Ein Streit vor Kindern sollte nicht von Erziehungsmaßnahmen handeln. Da sollten Eltern Einigkeit zeigen. Geht es bei dem Streit um Fragen der Erziehung oder beispielsweise Schwierigkeiten bei der Erziehung, sollte er nicht vor den Kindern ausgetragen werden, denn gerade in Sachen Erziehung sollten Eltern souverän auftreten und Einigkeit zeigen.

Streit über das Liebesleben der Eltern sollte natürlich auch nicht vor den Kindern thematisiert werden.

Generell gilt für alle Streitigkeiten (nicht nur für den Streit vor den Kindern): Einen kühlen Kopf bewahren. Worte lassen sich nicht einfach wieder zurücknehmen und sie bleiben auch Kindern meist lange im Gedächtnis. Bevor es also zu Verbalattacken oder gar Handgreiflichkeiten kommt, sollte der Streit verlegt werden. Nicht nur an einen Ort ohne Kinder, sondern vielleicht auch auf eine andere Zeit, denn so können sich aufgebrachte Gemüter erst einmal beruhigen und den Streit weniger wütend zu Ende führen.

Kompromisse machen

Keine Ehe bzw. Partnerschaft funktioniert ohne Kompromisse. Auch ein Streit vor den Kindern sollte nur dann vor ihnen stattfinden, wenn eine Lösung in Aussicht steht. Es sollte auch nicht immer derselbe nachgeben, denn daraus entnehmen Kinder, dass es zwischen den Eltern immer einen „Verlierer“ gibt. Die Bereitschaft, von seiner Meinung auch mal abzuweichen und einen Kompromiss einzugehen ist beim Streit vor den Kindern unerlässlich.

Die richtigen Worte finden

Für Kinder ist ein Streit zwischen den Eltern erst dann abgeschlossen, wenn eine Versöhnung erfolgt. Wichtig ist es zudem, die richtigen Worte zu finden. Ein Vergleich mit einem Streit unter den Geschwistern kann auf Kinder beispielsweise beruhigend wirken, weil dem Eltern-Zoff so die Dramatik genommen wird.

Was meinst du:

Ist ein Streit vor den Kindern in Ordnung oder absolut unzulässig?